Wappen

SC Kalübbe macht E-Sport: Im Sportheim wird jetzt auch virtuell trainiert

E-Sport-Sparte gegründet - im Sportheim werden jetzt die Computer aufgebaut

von Anja Rüstmann / Kieler Nachrichten v.8.11.2022

 

Kalübbe: Was ist eigentlich Sport? Fußball, Zumba, Badminton, Tischtennis – keine Frage. Der SC Kalübbe jedoch hat auch einiges an Sport zu bieten, das zumindest keinen Muskelkater verursacht. Die Skat-Sparte zum Beispiel oder das Sport-Schießen – beide Bereiche sind seit Jahren erfolgreich. Neu in der Familie der Vereins ist jetzt elektronischer Sport, kurz E-Sport. Und der lässt sich auf bequemen Stühlen ausüben, die wie Sessel anmuten.

Ole Scharmukschnis (31) und Karsten Gruthoff (32) sind die Spartenleiter. „Uns ist nicht bekannt, dass ein anderer Verein im Kreis Plön E-Sport anbietet”, sagen sie. Der SC Kalübbe geht also voran. Zuallererst ist ordentlich aufgerüstet worden. Links stehen Pokale in der Vitrine, Zeugnisse der noch ganz undigitalen Erfolge des Sportclubs von Kalübbe. Direkt daneben jedoch hängt jetzt die riesige Leinwand, auf die ein Beamer die Computerspiele projiziert. Fünf PCs wurden angeschafft, zwei Fernseher, auf denen auch gespielt werden kann, dazu drei Spielekonsolen.

Scharmukschnis und Gruthoff nehmen die dazugehörigen Controller in die Hand und lehnen sich in den ergonomischen Sesseln leicht nach hinten. Eine Gruppe von Computer-Verrückten, von echten Nerds, ist das hier in Kalübbe überhaupt nicht. Zahntechniker, Tischler, Schüler spielen gerne mal am Computer. Gut, Karsten Gruthoff ist IT-Manager. Der nächste in der Runde aber möchte mal Lehrer werden. Es ist einfach eine bunt gemischte Mannschaft, die Spaß haben will.

Fördermittel vom Land für E-Sport in Kalübbe

„Wir hatten erfahren, dass es vom Land Fördermittel für den E-Sport gibt”, erzählt Vereinsvorsitzender Mirko Ihms. 10 000 Euro hat der SC Kalübbe erhalten, selbst noch 1000 Euro beigesteuert. Von dem Geld wurde auch der Kursus für die beiden Spartenleiter bezahlt, die ihren E-Sports-Trainerschein machen mussten. Was steht denn auf dem virtuellen Trainingsprogramm? Jan Ellen, Marc Hirsch, Lars Fischbeck und Klaas Ellen werfen Namen von Computerspielen in die Runde. League of Legends, Fortnite, Counterstrike und natürlich Fifa. Fußballsimulation, Strategie-Spiele, Action-Games – die Bandbreite ist groß.

Sport im klassischen Sinne ist das alles nicht. Dem SC Kalübbe geht es um etwas anderes. „Wir wollen die jungen Leute mitnehmen, sie vom Computer zu Hause weglocken und in die Gemeinschaft holen”, sagt Mirko Ihms. Vom Computer zu Hause an den Computer im Sportheim? Die E-Sportler schmunzeln. Nein, es geht ums Vereinsleben. Es geht darum, die jungen Menschen zu integrieren. Marc Hirsch bringt es auf den Punkt. „Es gibt ja auch Leute, die nicht Fußball spielen. Die können über E-Sport in den Verein kommen.”

Draußen auf dem benachbarten Fußballplatz kicken gerade die Damen des SC. Sie spielen auf Sieg. Die E-Sportler freuen sich über den gemeldeten Zwischenstand. Gleich müssen sie auch selbst raus, sie sind zum Grillen eingeteilt. Das Vereinsleben eben. Genauso ist es gedacht. „Eltern unterschätzen oft die connections, die Verbindungen dahinter“, sagt Ole Scharmukschnis. E-Sport habe einen sozialen Hintergrund. So gebe es etwa allerlei Internet-Chats, er selbst pflegt seit Jahren Freundschaften mit Mitspielern, man treffe sich zu gemeinsamen Wochenenden abseits der Computer. Spaß, Geselligkeit, und was noch? E-Sport ist ein klassischer Wettkampf in Computer- und Videospielen. Wie bei anderen Sportarten geht es auch um das Messen mit anderen in einer Disziplin. Deshalb ist es Ziel der neuen SC-Sparte, sich nach und nach professioneller aufzustellen, um sich dann für den Liga-Betrieb anmelden zu können. Das würde die Mitstreiter der Gruppe natürlich auch zu Verlässlichkeit verpflichten. „Wer bei einem angesetzten Liga-Spiel nicht antritt, bekommt tatsächlich eine Strafe“, sagt Karsten Gruthoff. Müsste der SC Kalübbe dann mit Folgekosten rechnen? „Das sind alles verantwortungsvolle Sportler, und da zählt Fair Play”, sagt Ihms.

Zurzeit spielen die Kalübber E-Sportler nur zufällige Partien mit anderen Mannschaften, die gerade online sind. Da geht es international zu. Zu einer Mannschaft gehören in der Regel fünf Spieler, ein oder zwei Ersatzspieler und ein Trainer. „Ziel ist nun, unsere Mannschaft aufzubauen. Leute zu finden, die kontinuierlich zum Training kommen und Lust auf E-Sport haben”, sagt Scharmukschnis. Dann wird sich der SC Kalübbe nach und nach auch in einem Liga-Betrieb einen Namen machen können.

Positiver Nebeneffekt der Investitionen: Die neue Computer-Hardware kann auch anderen in der Gemeinde helfen. „Wir haben die Idee, Kurse anzubieten für Senioren, die den Umgang mit dem PC lernen möchten”, sagt Gruthoff. In ersten Überlegungen spielte auch die Unterstützung beim Homeschooling eine Rolle. Den Beamer kann die Gemeindevertretung für ihre Sitzungen nutzen. Nur die fünf Stühle, die wollen die E-Sportler nicht teilen. „Es macht einen Unterschied, ob man auf einem Holzstuhl oder so einem Sessel sitzt”, da sind sich die jungen Männer einig. Dann setzen die Kopfhörer auf, lehnen sich zurück – und los geht’s.

zumba
Marc Hirsch (links) und Lars Fischbeksitzen im Sportheim an den Computern, hinter ihnen steht Norick Dose, Jan und Klaas Ellen

Zumba
Silke Kutzke
Mathias-Claudius-Ring 116
24326 Ascheberg

 04526 6699906

«